Drei Frauen erklären Beweggründe für die Entscheidung, in der Pflege zu arbeiten – und warum sie bleiben

„Wir geben den Menschen Halt“

Sprechen darüber, warum sie in der Pflege arbeiten: Anzhela Maslennikova, Anke Kleinhans und Jennifer Rogg.

Beckum. Jennifer Rogg (29), Anzhela Maslennikova (39) und Anke Kleinhans (54) – drei Frauen, die im Julie-Hausmann-Haus (JHH) in Beckum arbeiten. Ihre Geschichten und Hintergründe könnten kaum unterschiedlicher sein, und doch eint sie der größte gemeinsame Faktor: Sie lieben Ihren Job in der Pflege, und sie wollen bleiben. 
 

Schon mit 17 die Großmutter gepflegt

Sechs Jahre ist es her, dass Anzhela Maslennikova nach Deutschland kam. Die gebürtige Russin pflegte schon als 17-Jährige ihre Großmutter, deshalb sei ihr früh klar gewesen, dass sie so etwas auch beruflich machen wollte. Doch in Russland habe es nur ein unzureichend organisiertes Pflegesystem gegeben. Besser gefiel der jungen Frau, was sie bei einem Besuch ihrer Tante in Deutschland kennenlernte. Deren Schwester arbeitete als Pflegefachkraft, Maslennikova absolvierte ein Praktikum und war begeistert. Sie entschied, hierherzukommen und es selbst zu versuchen.

Nach einer Ausbildung zur Pflegehelferin lässt sie sich heute zur Pflegefachkraft ausbilden. Ihre Entscheidung bereut sie nicht. „Hier in Deutschland habe ich gelernt, dass Pflege viel mehr ist als Waschen und Essen anreichen. Wir tragen viel Verantwortung und bieten ein Gesamt-Paket für Menschen, die hier zu Hause sind. Ich kann etwas Sinnvolles tun und Menschen helfen, die uns wirklich brauchen – das ist toll“, erklärt sie. 
 

"Im Altenheim ist immer was los"

Unterstützung erhält sie dabei von Jennifer Rogg, die ebenfalls als Auszubildende im JHH arbeitet. „Viele meiner Freunde haben zu Anfang gesagt, so einen Job könnten sie nicht machen“, sagt die 29-Jährige „ Aber ganz ehrlich: Mir macht das richtig Spaß!“ Rogg, die sich im ersten Ausbildungsjahr befindet, betont, dass sie als „Ruhrpottkind“ sehr offen erzogen worden sei und Kontakt zu Menschen nicht als Problem, sondern als Vorteil betrachte. Einen klassischen Bürojob könne sie nicht machen - zu langweilig. Aber im Altenheim sei immer etwas los, sie erlebe viel und könnte eigentlich jeden Tag ein Buch darüber schreiben. 

Ihr Interesse an der Pflege wurde auf ähnlich Weise wie bei Anzhela Maslennikova geweckt. „Mein Onkel war sehr schwer krank, meine Tante hat die Pflege nicht mehr allein geschafft, also habe ich sie unterstützt. Deshalb wusste ich: In diese Richtung wollte ich gehen.“ Weil es nach der Schule nicht sofort geklappt hat, begann Rogg in einer Bäckerei zu arbeiten, wurde schließlich Filialleiterin. Zehn Jahre lang hat sie diesen Job gemacht – doch ganz kam sie nie von der Idee los, in der Pflege zu arbeiten. Im letzten Jahr startete sie erneut einen Versuch – dieses Mal klappte es. „Das war echtes Glück", sagt sie in Nachhinein. Sie fühle sich gut aufgehoben und arbeite in einem tollen Team. "Ich hoffe ehrlich, ich werde alt in diesem Job.“
 

Eine Art Ersatzfamilie

Jahrelange Erfahrung im Berufsfeld der Altenhilfe weist Anke Kleinhans bereits auf. Sie arbeitet als Wohnbereichsleitung im JHH. Gefragt, was ihr an ihrem Job am besten gefällt, antwortet sie auf Anhieb: „Dass wir den Menschen Halt geben können.“ Viele Bewohner hätten keine Angehörigen mehr, deshalb sei das Pflegepersonal stellenweise so etwas wie die Ersatzfamilie. Entsprechend wichtig sei es, eine Vertrauensbasis zu schaffen und zu halten. Das sei nicht immer einfach. "Aber es ist wichtig! Diese Menschen teilen ihre intimsten Momente mit uns."

Das gelte nicht nur für das Leben, sondern auch für das Sterben und den Tod. Zum ersten Mal zu erleben, wie ein Bewohner sterbe, das nehme einen mit. Aber Anke Kleinhans hat gelernt, dass es auch eine Chance sein kann, die Menschen zu begleiten. "Wir machen es ihnen so angenehm wie möglich und sind einfach da." Und letztlich helfe oft auch das Wissen darum, dass es für einige Menschen, die sehr alt geworden seien, manchmal auch eine Erlösung sein könne.

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