Jahrestagung: Ev. Johanneswerk meistert Herausforderungen

Gut vorbereitet für die Zukunft

Die Geschäftsführer des Johanneswerks, Dr. Bodo de Vries (von links), Dr. Ingo Habenicht und Burkhard Bensiek, blickten bei der Jahrestagung auf das Jahr 2019 zurück. Foto: Johanneswerk/ Mike-Dennis Müller

Bielefeld. Ein Rahmen zum Zurückschauen ist die Johanneswerk-Jahrestagung, zu der sich alljährlich im Dezember Führungskräfte aus allen NRW-Standorten in der Ravensberger Spinnerei treffen. Fazit der Berichte, die die Geschäftsführung präsentierte: die Herausforderungen wurden tatkräftig und gut gemeistert und die Weichen für die zukünftige Gestaltung des Werks gestellt.

In seinem umfassenden Jahresbericht rückte Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Geschäftsführung, die Töchter der Unternehmensgruppe Johanneswerk in den Focus, ließ für seine „Porträts“ Zahlen sprechen, stellte Besonderheiten vor und erzählte von ungewöhnlichen Projekten. Die Vielfalt in der Unternehmensgruppe mit ihren 7.000 Mitarbeitenden beeindruckt stets auch langjährige Johanneswerker.

BTHG fordert mehr Selbstbestimmung

Geschäftsführer Burkhard Bensiek, verantwortlich für das Arbeitsfeld Behindertenhilfe, lenkte den Blick der Zuhörer auf eines der größten Gesetzgebungsverfahren der zurückliegenden Jahre: Die Entwicklung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG). Das Plus an mehr Eigenständigkeit für Menschen mit Einschränkungen bedeutet erhebliche Veränderungen für die Leistungserbringer. Es gilt künftig, Betreuung und Hilfen einzeln abzustimmen, konkrete Verträge dafür abzuschließen und dies im Zusammenspiel mit dem Menschen mit Behinderung, seinen Angehörigen oder gesetzlichen Betreuern zu handhaben. Während Fachleistungen weiterhin von den Landschaftsverbänden in NRW finanziert werden, liegt die Zuständigkeit für Sozialhilfeleistungen bei den Kommunen.

An einem Beispiel wird die Komplexität deutlich: Im Johanneswerk haben Wohnverbund- und Bereichsleitungen, Juristen, Controller, Fachleute der Leistungsabrechnungen sowie der IT-Bereiche gemeinsam entwickelt, wie die notwendigen 730 Mietverträge reibungslos bearbeitet werden können. Für alle anderen Angebote und Leistungen galt es, ähnlich umfangreiche Abrechnungsprozesse zu regeln, da das neue Gesetz ab 2020 gelten wird.

Insgesamt eine Herkules-Aufgabe, der sich das Johanneswerk – ebenso wie alle anderen Träger – stellen muss. Die sehr umfangreichen Vorbereitungen sind in diesem Jahr abgeschlossen. Nun muss sich zeigen, wie die Teilhabe am Leben und die Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen im Alltag funktionieren.

Johanneswerk plant umfangreiche Umbauten

Auch das Arbeitsfeld Altenhilfe blickt auf ein bewegtes Jahr zurück. Geradezu eine Flut von Bauplanungen, Baumaßnahmen und Genehmigungsverfahren war zu bewältigen. 29 Altenheim-Standorte erfüllen nun – zum Teil nach umfangreichen Umbauten oder Modernisierungen – die Vorgaben des Wohn- und Teilhabegesetzes, in dreien sind die Handwerker noch im Einsatz. Zudem werden zwei Neubauten im kommenden Jahr bezugsfertig sein: das Marswidisstift auf dem Johannesstift-Gelände in Bielefeld und das Friederike-Fliedner-Haus in Bad Berleburg. Zwei weitere Projekte befinden sich im Bebauungsplan-Verfahren der jeweils zuständigen Kommune.

Mit welcher Vision tritt das Ev. Johanneswerk als großer diakonischer Träger an und welche Mission entsteht daraus? Das war eine Kernfrage, die nach und nach an alle Mitarbeitenden herangetragen und mit ihnen diskutiert wird. In diesem Jahr erfolgte der Start; die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren bereits in Workshops und Gesprächsrunden eingebunden.

Pflegeversicherung: Johanneswerk fordert echte Teilkasko-Lösung

Auch die Problematik der Pflegeplatz-Finanzierung war ein Thema. Geschäftsführer Dr. Bodo de Vries, Fachmann für den Bereich Altenhilfe, wirbt nachdrücklich für eine echte Teilkasko-Lösung. Die Forderung, die er im Namen des Johanneswerks und als Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenpflege vertritt: Angesichts ständig steigender Pflegekosten sollen künftig Bewohner von Altenheimen oder deren Angehörige einen festen Sockelbeitrag zahlen, während die Pflegekassen dann alles an Kosten übernehmen, was darüber liegt. Immer mehr Verbände und Träger schließen sich dieser Forderung an und Dr. de Vries registriert, dass die Botschaft im zuständigen Bundesministerium und in der Politik ankommt.

Bleibt abschließend der Blick auf die wirtschaftlichen Zahlen der Unternehmensgruppe Johanneswerk: Die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung hat ihren Umsatz erstmals auf 400 Millionen gesteigert. 28 Millionen wurden in den Geschäftsfeldern Alten- und Behindertenarbeit für Investitionen und Instandhaltungen verwendet. Auch im kommenden Jahr wird mit einer ähnlichen Zahl gerechnet.

Die Arbeitsfelder des Johanneswerks

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