Hanna Liedtke, 66 Jahre

Die Rikscha-Fahrerin

Hanna Liedtke sitzt auf einer Rikscha vor dem Helene-Schweitzer-Zentrum

Zwölf ehrenamtliche Helfer*innen verschenken im Johanneswerk ihre Zeit.  Hanna Liedtke ist eine von Ihnen und erklärt, warum sie das tut.

 

Ich engagiere mich ehrenamtlich im…
"Helene-Schweitzer-Zentrum in Steinheim."

Hier kümmere ich mich um …
"
um die Fahrten mit der Rikscha. Das ist eine Art Fahrrad zur Personenbeförderung, bei der eine Person in die Pedale tritt und die andere einfach daneben sitzen kann. Die Idee, älteren Menschen damit Abwechslung zu bieten, habe ich aus aus meiner alten Heimat Schieder-Schwalenberg mitgebracht. Im Helene-Schweitzer-Haus war die damalige Hausleitung begeistert davon. Wir haben dann eine gebrauchte Rikscha gekauft, mit der ich nun Mittwochnachmittags drei bis vier Bewohner transportiere. Meistens fahren wird landschaftlich schöne Strecken und durch die Felder, aber auch mal ins Stadtgebiet, um ein Eis zu essen. Nur auf Kopfsteinpflaster und auf Brücken muss ich vorsichtig sein, da kann man schon mal stecken bleiben (lacht).  Im Winter, wenn die Rikschafahrten seltener werden, mache ich auch bei Spielenachmittagen mit und frage, wo gerade Bedarf ist."

Ich mache das, weil …
"
ich dabei so viel lerne – über andere, aber auch über mich. Ich weiß jetzt, dass es mir großen Spaß macht, Zeit mit alten Menschen zu verbringen. Wenn wir draußen sind und die Menschen sich freuen, einfach weil draußen die Astern blühen oder sie Störche sehen, dann macht das auch mich glücklich."

Was mich manchmal herausfordert:
"Eine Bewohnerin fährt sehr gerne Rikscha, ist aber ein bisschen dement und will nicht wieder zurück. Dann ist sie sauer und sagt „Mit dir fahre ich nicht mehr, nie wieder!“ Bis ich dann mal bei manchen merke, dass das auch am Kopf liegt, hat das etwas gedauert. Wenn wenig Menschen da sind, ist es manchmal auch körperlich anstrengend, weil die Leute ja gesichert werden müssen."

Lieblingsbewohner*in/-kolleg*in:
"Christel Breker, das ist eine Bewohnerin, die schon sehr alt ist und dement – aber die ist so fröhlich und gut gelaunt, sie jauchzt, wenn wir fahren und freut sich so sehr. Sowas habe ich nicht erlebt! Auch die Bewohnerin, die sagt, sie fährt nicht mehr mit mir, mag ich sehr. Und die Präsenzkräfte Elke und Denise und Mona. Ich mag da einfach so viele Menschen – das ist echt schwer! Ich bin erst vor drei Jahren hergezogen und habe hier so viele Leute kennengelernt.

Meine heimliche Schwäche:
"Ich habe zu wenig Geduld, aber daran arbeite ich hier und lerne bereits dazu. Es geht einfach nicht anders, Ungeduld bringt mich nicht weiter. Ich lerne etwas über mich und tatsächlich auch, zu warten – und dass das ok ist. Wenn ich älter werde und nicht mehr kann, möchte ich auch, dass jemand da ist, mich anschaut, hallo sagt und Geduld hat  Jetzt mal schnell geht halt einfach nicht und ist auch nicht notwendig. Jacken an, aufsteigen, festschnallen."

Das möchte ich gerne noch machen:
"Ich war 2007 aus dem Jakobsweg und hab dann die Ausbildung zur Pilgerbegleiterin gemacht. Das würde ich gerne fortführen. Aber auch die Arbeit mit Holz macht mir Spaß. Wenn ich nochmal neu anfangen könnte, würde ich wahrscheinlich gerne Tischlerin werden."

Das sagen andere über mich:
"Auf einen Kaffee würde ich mich gerne mal treffen mit… meiner Nachbarin. Ich habe ihr gerade eine Karte geschrieben und stecke ihr die gleich in den Briefkasten. Sie war drei Wochen weg. Außerdem möchte ich einen jungen Mann aus Ghana wiedersehen, der jetzt in Spanien lebt. Ich habe ihm vor Jahren mal Deutschunterricht in einem Flüchtlingsheim gegeben. Das ist ein Roman für sich – er hatte Angst, nach Ghana zurückzumüssen."

Was würde ich anderen, die ehrenamtlich tätig werden möchten, mit auf den Weg geben?
"Dass man schauen muss, wo seine eigenen Talente liegen. Einfach etwas machen, was einem liegt und woran man Freude hat. Es muss einen packen – einfach nur Ehrenamt bringt nichts – denn das Gegenüber spürt, ob man das gerne macht!"

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