Sportkurs im Haus am Steinnocken trainiert Körper und Geist der Senioren

Bewegung weckt Erinnerungen

Zwei ältere Frauen sitzen auf der Terrasse und trainieren mit kleinen Sportgeräten ihre Tiefenmuskulatur.

Sport für Kopf und Körper: Christa Döring (r.) und Elisabeth Grund trainieren mit kleinen Bewegungen ihre Tiefenmuskulatur. Foto: Lisa-Marie Davies

Ennepetal. Zehn Bewohnerinnen haben sich auf der Terrasse des Hauses am Steinnocken zusammengefunden. Sie sitzen im Stuhlkreis, die Sonne scheint, die Stimmung ist entspannt. Kursleiterin Andrea Schilken verteilt an jede Teilnehmerin zwei Brasils – Sportgeräte, die an einen Noppenball erinnern. Jedes von ihnen wiegt fast 200 Gramm. Und dann geht es los. Mit kleinen Bewegungen werden die mit Sand gefüllten Gewichte bewegt. „Die Tiefenmuskulatur wird durch die kleinen Bewegungen mit den Brasils trainiert“, erklärt Schilken, die den Kurs seit Anfang des Jahres leitet. Doch mit den Geräten werden nicht nur die Muskeln trainiert. „Mir ist es wichtig, dass wir Bewegung nutzen, um Körper und Kopf zu verbinden“, sagt Andrea Schilken. Seit über 40 Jahren gibt die 58-Jährige Sport- und Gymnastikkurse, hauptsächlich für die Turngemeinde Voerde, mit der das Haus am Steinnocken nun dieses Angebot in Kooperation durchführt. 
 

Ein Sportverein fürs ganze Leben

Viele Bewohnerinnen und Bewohner kennen den Sportverein noch aus der Zeit, bevor sie in die Einrichtung gezogen sind. Nicht selten waren sie selbst aktive Sportlerinnen und Sportler. „Jetzt  können sie das Sportangebot erneut wahrnehmen und weiter trainieren. Dass sie den Verein kennen, gibt ihnen ein vertrautes Gefühl und sorgt dafür, dass mehr Menschen teilnehmen“, berichtet Quartiersmanagerin Bettina Meier, die das Angebot für das Haus am Steinnocken ins Leben gerufen hat. 

Während des Kurses geht es aber nicht nur um die sportliche Betätigung: Es werden Erinnerungen an das Leben und die Menschen im Stadtteil ausgetauscht. Manche Bewegungen lassen Kindheitserinnerungen an handwerkliche Tätigkeiten, wie das Holzhacken, aufkommen. Und einige Bewohnerinnen schmieden schon Pläne, was sie gerne einmal mit der Gruppe machen möchten. „Stellt euch mal vor, wir könnten jetzt wegfliegen. Oder ein Eis essen gehen. Das wäre schön und lustig“, sagt Elisabeth Grund. Sie kommt immer wieder gerne zu dem Sportkurs: „Alleine macht man die Übungen ja nicht. So macht es mehr Spaß, es könnte fast schon öfter sein.“ 

Auch Christa Döring genießt das zusätzliche Angebot: „Es tut gut, um lockerer zu werden. Außerdem kenne ich die Turngemeinde schon länger.“ Die älteste Teilnehmerin an diesem Tag ist mit 94 Jahren Renate Falke. „Mir gefällt, dass das Angebot vom Alltag ablenkt und ich die Möglichkeit habe, gelenkig zu bleiben. Ich habe früher immer Gymnastik gemacht, das kann ich jetzt auch hier machen“, erzählt sie freudig. 
 

Angebot soll weitergeführt werden

Für das Projekt „Augenblicke in Bewegung“ hatte die Pflegeeinrichtung am Steinnocken Projektgelder beantragt, die für einen bestimmten Zeitraum bewilligt worden waren. Gefördert wurde dies mit Mitteln des Landessportbunds NRW, dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen sowie den Pflegekassen. Mit dem Geld wurde unter anderem Material wie die Brasils angeschafft. „Gute und auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmte Materialien erhöhen die Qualität des Angebots“, stellt Andrea Schilken fest. Die finanzielle Förderung ist nun ausgelaufen. Es ist allerdings geplant, das Angebot fortzuführen - auch wenn die weitere Finanzierung wie die Bezahlung der Kursleiterin noch zu klären ist.

Ursprünglich war angedacht, das Angebot für alle Interessierten zu öffnen und damit einen Schritt in den Stadtteil hinein zu machen. Durch die Pandemie war es allerdings oft nicht möglich, die Menschen gemeinsam in einer Gruppe trainieren zu lassen. Dennoch ist das Bewegungsangebot eine gute Möglichkeit, mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern Zeit zu verbringen. Kursleiterin Andrea Schilken erzählt: „Zwei Cousinen, die beide im Haus am Steinnocken wohnen, verabreden sich jeden Freitag und kommen dann gemeinsam. Dafür holen sie sich dann auch gegenseitig ab – wie zu Hause.“

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