In unserer Rubrik "Wie sehen Sie das?" spricht Dr. Ingo Habenicht über Alltagsrassismus und bezieht klar Stellung

Wie begegnen wir täglichem Rassismus

„Papa, warum hat die Katze rote Haare?“, fragt das Kind. Daraufhin der Vater: „Weil es Katzen in allen möglichen Farben und Größen gibt. Sie sind verschieden und vielfältig.“ Wenig später sieht das Kind einen Menschen mit anderer Hautfarbe und fragt: „Papa, warum sieht die Frau so anders aus?“ Der Vater zögert.
Und was antworten Sie?

Ist das schon Alltagsrassismus: die Frage des Kindes, das Zögern des Vaters oder überhaupt die Erwähnung hier? Wo fängt Rassismus an und was können wir selbst dagegen tun?

Von Alltagsrassismus spricht man, wenn eine größere Gruppe von Menschen ein bestimmtes Verhalten oder Denken für „normal“ hält und jegliche Abweichung davon als „besonders“ oder „anders“ einordnet – und damit unterschwellig diskriminiert. Dies geschieht oft ganz alltäglich, unbemerkt bis unbewusst – und gerade dadurch häufig sehr wirksam und nachhaltig. Zugleich sind viele daran Beteiligte sehr überzeugt davon, nicht rassistisch zu sein und sich nicht rassistisch zu verhalten.

Was also können wir selbst dagegen tun?

Im Ev. Johanneswerk haben wir eine gemeinsame Vision formuliert: „Wir wollen, dass alle Menschen in Würde, selbstbestimmt und in Gemeinschaft leben.“ Das schließt Menschen auf der ganzen Welt ein – unabhängig von ihrem Glauben und ihrem Bekenntnis, ihrer Herkunft, ihrem Alter, Geschlecht oder der sexuellen Orientierung. Mit diesem festgelegten Anspruch an unser Handeln treten wir klar gegen jede Form von Rassismus ein.

Wir leben auf unterschiedlichen Kontinenten und dort in jeweils anders geprägten Staaten mit verschiedenen Lebensumständen. Wir sind einzigartig und vielfältig - in einem Punkt jedoch gleich: Wir alle sind Mensch. Und doch kann die simple Frage eines Kindes nach der Hautfarbe eines Anderen auf der Suche nach der ethisch korrekten Antwort Unbehagen auslösen. Obwohl das Kind doch nur aus kindlicher Neugier und ohne jede böse Absicht einen offensichtlichen Unterschied wahrnimmt.

Alltagsrassismus hingegen nimmt nicht nur einfach wahr wie das Kind, sondern bewertet Abweichungen von den eigenen Normen. Verändern wir doch unsere Perspektive und nehmen Vielfalt bewusst als normal an.

 

Weitere Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Johanneswerks-Journals.

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