Hospizarbeit, die mit dem Leben beginnt

Wegbegleiter

Alter Herr und Frau mit kurzen schwarzen Haaren sitzen auf einer Bank und lachen sich an

Gespräche, kleine Unternehmungen und Vertrauter sein bis zum Schluss: Die Wegbegleiter ermöglichen ein Sterben in Geborgenheit. Fotos: Martin Steffen

Den letzten Weg vor dem Tod gemeinsam gehen. Das ist es, was meist unter klassischer Hospizarbeit verstanden wird. Im Projekt ‚Sterben in Geborgenheit’ steht zunächst das Leben im Mittelpunkt – hier werden Wegbegleiter ausgebildet.

Das Leben geht in seine letzte Phase. Das Bett kann nicht mehr verlassen werden. Die Zeit läuft langsamer. Der Tod steht unmittelbar bevor. So kann Sterben aussehen: Eine sehr intime Situation. Hier einen bislang fremden Menschen noch einmal ins Leben treten zu lassen und kennenzulernen, damit er Sterbebegleitung leisten kann – „das ist für viele Sterbende eine befremdliche Vorstellung“, weiß Dr. Klaus Hillringhaus. Er leitet die Stabsabteilung Theologie und Diakonie sowie den Pastoralen Dienst und die Hospizarbeit im Johanneswerk. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen hat er das Projekt ‚Sterben in Geborgenheit’ ins Leben gerufen. Das Projekt beschäftigt sich damit, Bewohnern in den Johanneswerk-Altenheimen mehr Zuwendung und Geborgenheit zu geben. Ein wichtiger Teil ist das Wegbegleiter-Konzept.

Wege gemeinsam gehen

Wegbegleiter – diesen Namen habe die Projektgruppe bewusst gewählt, erinnert sich Klaus Hillringhaus. „Das Besondere ist, dass unsere Ehrenamtlichen schon mit dem Einzug der Bewohnerinnen und Bewohner da sind und die Begleitung derer beginnen, die bis zum Schluss begleitet werden möchten.“ Einige Bewohner sind bei ihrem Einzug noch sehr mobil und orientiert, 50 bis 60 Prozent sind demenziell verändert „und dann gibt es die ansteigende Gruppe derer, die bereits schwer erkrankt ins Haus kommt und nicht selten innerhalb des ersten halben Jahres bei uns stirbt“, ergänzt Klaus Hillringhaus. Durch immer kleiner werdende Familien sind diese Menschen häufig allein, ziehen aus ihrem Einzelhaushalt ins Altenheim und haben keine Angehörigen mehr die sie besuchen. Genau für diese Gruppe sind die Wegbegleiter da.

Heiko Lettau ist einer der ehrenamtlichen Wegbegleiter im Eva-von-Tiele-Winckler-Haus in Herne. Zweimal pro Woche für etwa zwei Stunden besucht er Bewohnerin Walburg Speitel, geht mit ihr spazieren und unterhält sich mit ihr. „Ich muss nicht stundenlang da sein, habe aber trotzdem immer das Gefühl, es freut sich jemand, es kommt etwas zurück“, berichtet er von seinen Treffen. Heiko Lettau möchte die Bedürfnisse der Personen kennenlernen, die er begleitet: „Man muss sie ins Leben lassen, dann wachsen sie einem sofort ans Herz."

Umfassende Schulung

Sieben Monate werden die Wegbegleiter geschult. Besonders im Umgang mit Sterbenden. Denn sie sind da, wenn es den Menschen gut geht, aber sie gehen auch nicht weg, wenn das Leben auf sein Ende zugeht. Durch die Schulung können sie die letzte Lebensphase fachlich gut begleiten und erhalten während ihrer gesamten Zeit als Wegbegleiter regelmäßig Supervisionen und Unterstützung durch die Hospizkoordinatoren des Johanneswerks. Wegbegleiterin oder -begleiter werden kann jeder, jedoch sollte aktuell keine eigene Trauerproblematik bestehen.

Sie haben Interesse daran, ehrenamtlicher Wegbegleiter zu werden? Dann melden Sie sich unter hospizarbeit​@johanneswerk.de


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