Fachtagung und Auftakt des Modellprojekts
Pflege stationär – Weiterdenken!
Bielefeld. Mit einem deutlichen Plädoyer hat sich NRW-Ministerin Barbara Steffens für einen Veränderungsprozess in der Pflegelandschaft ausgesprochen. Sie begrüßt das vom Alters-Institut (Bielefeld/Dortmund) gestartete Modellprojekt „Pflege stationär – Weiterdenken!“. Drei Jahre wird das Institut, eine Johanneswerk-Tochter, mithilfe von Trägern und Kommunen Zukunftsmodelle entwickeln und deren Praxistauglichkeit untersuchen. Mit dem von der Stiftung Wohlfahrtspflege mit 1 Million Euro geförderten Projekt kann NRW bundesweit ein Vorreiterrolle übernehmen.
In den vergangenen Jahren wurde die gesundheitliche, pflegerische und soziale Versorgung für alte Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf weiter ausgebaut. Die Angebote weisen aber nur selten gemeinsame Berührungspunkte bzw. Schnittstellen auf, sondern stehen meist isoliert und auch nicht immer optimal am Bedarf und an den Bedürfnissen der Bevölkerung der Region oder des Quartiers ausgerichtet nebeneinander, wie Instituts-Geschäftsführer Dr. Bodo de Vries betont.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des von der Stiftung Wohlfahrtspflege geförderten Modellprojekts „Pflege stationär – Weiterdenken!“, stationäre Einrichtungen zu sektorenübergreifenden, multiprofessionellen Pflegezentren weiterzuentwickeln.
Dienstleistungszentren entwickeln
Pflegeheime sollen sich zu Zentren im Quartier entwickeln, die pflegerische, gesundheitsbezogene und soziale Dienstleistungen, Professionen und Angebotsformen unter einem Dach vereinen. Sie werden zu Dienstleistungszentren nicht nur für Pflegeheimbewohner/innen, sondern auch für Menschen, die in der eigenen Häuslichkeit leben. Auf diese Weise ermöglichen sie dezentral im Stadtteil eine umfassende bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung älterer, chronisch kranker, pflege- und hilfebedürftiger Menschen.
Das Ziel, Pflegeheime zu pflegerischen Dienstleistungszentren zu entwickeln, ist deshalb modellhaft, weil Überlegungen zur Quartiersnahen Versorgung bislang den Beitrag und die Potentiale der stationären Einrichtungen der Altenpflege fachlich und wissenschaftlich und sozialpolitisch fast vollständig unberücksichtigt gelassen haben.
In diesem Projekt soll eine Zukunft gestaltet werden, in der vieles möglich ist. Unter der Zielvorgabe multiprofessionelle und sektorenübergreifende Versorgungsstrukturen für konkrete geografische Räume unter Berücksichtigung der Potentiale von stationären Einrichtungen zu entwickeln, ist ein Modellverbund entstanden, der an vier Standorten entsprechende Konzepte entwickelt, implementiert und evaluiert. Bedeutsam ist dieses Modellprojekt nicht nur aufgrund der Zielsetzung, sondern weil es sich um trägergreifendes Projekt handelt.
Aus Bielefeld nehmen zwei Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Frieda-Nadig-Haus und Altenzentrum Baumheide) und eine Einrichtung der Bodelschwingschen Stiftungen (Pflegezentrum am Lohmannshof) teil sowie aus Herford das Johannes-Haus des Ev. Johanneswerks. Darüber hinaus sind die Städte Bielefeld und Herford Projektpartner. Die Uni Bielefeld evaluiert das Gesamtvorhaben. Projektträger ist das Alters-Institut, das Zentrum für Versorgungsforschung und Geragogik.
Potentiale in den Blick nehmen
Die Veranstaltung am 13.Oktober 2016 war als Auftaktveranstaltung ein „Denkort“, an dem diese neuartige Zielvorgabe von multiprofessionellen Netzwerken und Teams sowie neuen Dienstleistungen vorgestellt und diskutiert wurde. Mit Vertretern der Träger, der Kommunen, der Politik, der Kranken- und Pflegekassen sowie der Wissenschaft und der zuständigen Ministerin des Landes wurden gemeinsam die Potentiale einer für das Wohnquartier weitergedachten stationären Arbeit in den Blick genommen und damit das Projekt „Pflege stationär – Weiterdenken!“ offiziell eröffnet.