Johanneswerk startet „Augenblick“-Projekt für mehr Nähe und Gemeinschaft

Mit Wunschkarten gegen die Einsamkeit

Zwei Frauen, die eine Karte an einem Ballon in der Hand halten

Ines Weidhase, Hausleiterin des Marswidisstifts, und Bewohnerin Hilde Tiemann hängen die Wünsche gemeinsam an den Zaun der Bielefelder-Einrichtung. Fotos: Johanneswerk/ Sarah Jonek

Bielefeld. „Einen Besuch in einem gemütlichen Café“ wünscht sich Hilde Tiemann, die im Marswidisstift lebt – und schnell notiert, was sie eben gesagt hat, um es nicht zu vergessen. Im Martin-Luther-Haus in Gelsenkirchen hofft ein Bewohner auf ein Fußballspiel des VfL Bochum im heimischen Stadion. Und im Altenzentrum Bethesda in Lippe setzt eine Seniorin auf eine neue Brieffreundschaft, weil sie so gerne schreibt und liest. Diese und viele weitere Wünsche haben die Bewohner der Einrichtungen des Johanneswerks in ganz NRW jetzt gesammelt und auf Karten an Luftballons rund um ihre Einrichtungen und Wohnhäuser aufgehängt oder sogar steigen lassen – in der Hoffnung, dass sich Menschen finden, die die Wünsche erfüllen mögen.
 

Bewohner haben kaum noch enge Kontakte

Die Wunschaktion ist der Auftakt eines neuen Projekts des Ev. Johanneswerks, mit dem der diakonische Träger auf die Wichtigkeit sozialer Nähe und Gemeinschaft hinweisen möchte. „Vieles, was alltäglich und für unsere Ohren selbstverständlich klingt, kann im fortgeschrittenen Alter oder aufgrund einer Behinderung zu einer echten Herausforderung werden“, erklärt Pastor Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ev. Johanneswerks. Im Johanneswerk erlebten Mitarbeiter tagtäglich, dass Bewohner oft kaum noch enge Kontakte hätten – etwa weil Angehörige zu weit weg wohnen, oder soziale Kontakte vor Ort älter und damit immobiler werden. „Aber soziale Nähe ist ein menschliches Grundbedürfnis, ein Gefühl von Gemeinschaft, das in Corona-Zeiten mehr denn je in den Fokus gerückt ist“, so Habenicht.

Bindeglied zwischen eigenen und externen Möglichkeiten

Um das künftig auch über die eigenen Angebote hinaus möglich zu machen, hat das Johanneswerk das Augenblick-Projekt ins Leben gerufen. Es soll als Bindeglied fungieren zwischen dem, was die Einrichtungen bereits möglich machen, und dem, was mit fremder Unterstützung noch möglich wäre. Viele Gemeinschaftsaktionen wurden und werden bereits in den Pflegeeinrichtungen umgesetzt – mal selbstständig, mal mit fremder Hilfe. In Corona-Zeiten mussten die Mitarbeitenden zudem kreativ werden und Alternativen finden.

„Aber individuelle Wünsche und Bedürfnisse könnten noch sehr viel stärker in den Fokus genommen werden“, betont Ingo Habenicht. Er hoffe deshalb, dass sich für das Augenblick-Projekt zahlreiche Helfer finden. Solche, die bereit sind, ehrenamtlich tätig zu werden und Zeit zu verschenken. Und solche, die als Geldgeber zur Finanzierung neuer, sozialer Angebote beitragen. Um gemeinsam dafür einzutreten, Bewohner in stationären Einrichtungen, aber auch Menschen, die ambulant zu Hause gepflegt oder betreut werden, mehr soziale Nähe und Gemeinschaft zu ermöglichen.

Eine ältere Dame, die den Rollstuhl eines älteren Mannes schiebt, der die Hand seiner Enkeltochter hält
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