Altenpflege besser als ihr Ruf – Gute Aussichten für den Berufsweg

Männer sind (noch) Mangelware

Alte Damen und junger Mann sitzen zusammen draußen im Grünen auf einer Bank und lachen gemeinsam.

Altenpflege ist ein vielfältiges Berufsfeld. Das Johanneswerk bietet viele Möglichkeiten hier beruflich Fuß zu fassen - sowohl für Männer als auch für Frauen. Fotos: Christian Weische

Bielefeld. Eine anspruchsvolle Ausbildung, ein gutes Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten bis in attraktive Führungspositionen – die Rahmenbedingungen sind eigentlich für Männer und Frauen gut. Dennoch sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Altenpflege ist immer noch weiblich.

Rund 5,5 Millionen Menschen zählen laut statistischem Bundesamt zum ‚Gesundheitspersonal‘ das auch Mitarbeitende in Arztpraxen und ähnlichen Einrichtungen umfasst. Davon sind 75,8 Prozent weiblich. In der Altenpflege steigt der Frauen-Anteil sogar auf 85 Prozent. Es liegt wohl immer noch am schlechten Ansehen des Berufs, dass in stationären Altenhilfe-Einrichtungen und auch der ambulanten Pflege Männer Mangelware sind. Auch im Ev. Johanneswerk ist das Verhältnis Frauen/Männer nicht im Gleichgewicht: Von den rund 4.600 Mitarbeitenden der Altenpflege sind 498 Männer.

Dabei hat sich der Beruf deutlich weiterentwickelt, Fachleute betonen die starke Professionalisierung. Allein die pflegerische Betreuung der häufig auftretenden Beeinträchtigungen und Erkrankungen alter Menschen ist anspruchsvoller geworden. Gefragt sind eigenverantwortliches Handeln, gute Selbst-Organisation, angemessene Kommunikation und Bereitschaft zur Teamarbeit. Empathie und Zugewandtheit sind Eigenschaften, die vorausgesetzt werden.

Johanneswerk bildet aus

Mit zwei Fachseminaren für Altenpflege ist das Johanneswerk gut aufgestellt, was die Ausbildung angeht. Die Kurse sind stets gut besetzt, im Anmeldeverfahren ist das Verhältnis Frauen/Männer ähnlich wie später während der dreijährigen Ausbildung. Im Fachseminar Lippe (Blomberg) hat sich über die Jahre der Anteil männlicher Teilnehmer auf ein Drittel eingependelt. In der Ausbildungsstätte in Bielefeld ist der Anteil geringer, erreicht die Männerquote 21 Prozent.
Von Kontakten mit Ehemaligen erfahren die Ausbilder - übrigens überwiegend Frauen, welche Berufswege Absolventen gehen. Altenpfleger haben schneller ihre Karriere im Blick, erreichen Führungspositionen in der Pflegedienstleitung, machen sich selbständig oder arbeiten als Dozenten. Altenpflegerinnen sind eher im Basisdienst zu finden, in den Teams der stationären Einrichtungen oder der ambulanten Pflege.

Anders das Bild im Johanneswerk Berufskolleg in Bochum, in dem Heilerziehungspfleger/pflegerinnen und Sozialassistenten /assistentinnen in der Heilerziehungspflege ausgebildet werden. Der Männer-Anteil dieses Berufes in der Behindertenhilfe  liegt durchschnittlich bei 45 Prozent. Die Pflege ist nur eine Facette eines Berufs, der auch pädagogische Aufgaben umfasst.

Interessante Angebote

Männliche Mitarbeitende in der Pflege sind erwünscht – nicht nur, weil der Fachkräftemangel spürbar ist. Sich insgesamt entsprechend für die Zukunftsaufgaben aufzustellen, ist Ziel all‘ derjenigen, die im Johanneswerk an der Personalentwicklung arbeiten. Das beginnt schon mit Angeboten im Rahmen des bundesweiten Boys‘ Day, um interessierten Schülern den Besuch in einer Altenhilfe-Einrichtung zu ermöglichen. Gute Erfahrungen machen einige Einrichtungen auch mit Projektgruppen aus benachbarten Schulen, die für ein Halbjahr oder ein Schuljahr regelmäßig zu Besuch kommen.

Eintauchen ins Berufsfeld

Einen Schritt weiter geht das Johanneswerk-Jahr: 16- bis 27-Jährige tauchen im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (auch als Diakonisches Jahr bekannt) in die Berufsfelder des diakonischen Trägers ein. Beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) gibt es keine Altersbegrenzung für den zwölfmonatigen Einsatz. Der BFD ist auch für Teilnehmer geeignet, die eine berufliche Neu-Orientierung erwägen.

Mit der Teilnahme an der bundesweiten Aktion ‚Wir suchen die Guten‘  setzt das Johanneswerk auch auf diejenigen, die selbst in der Pflege arbeiten und am konkretesten über ihren Beruf und seine anspruchsvollen und reizvollen Seiten sprechen können: Die Mitarbeitenden.

Drei Beispiele aus dem Johanneswerk schildern im Folgenden, was die vorgestellten Mitarbeiter an der Tätigkeit eines Altenpflegers schätzen und welchen beruflichen Weg sie nach der Ausbildung eingeschlagen haben. Übrigens: Alle drei haben an einem Johanneswerk-Fachseminar gelernt und das Examen abgelegt.

 

Viel Verantwortung

Reizvoll und zufriedenstellend – so umreisst Thomas Schweble seinen Beruf. Der 41-Jährige ist Pflegedienstleiter in der Alteneinrichtung Haus Stephanus (Herford-Hiddenhausen).  Bereits seine Ausbildung zum Altenpfleger absolvierte er im Johanneswerk. Nach einigen Jahren Berufserfahrung übernahm er die Leitung eines Wohnbereichs und entschied sich dann für eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung. Für ihn war diese Entwicklung eine logische Folge in einen Beruf, in dem er gern arbeitet. Pflegedienstleitung bedeutet Verantwortung dafür, dass der Alltag rund läuft. „Es geht um das Fachliche, die Überprüfung der Dokumentationen und Medikationen, um Wirtschaftlichkeit, Personalgewinnung und –planung, und auch um theologische Fragen.“ In schwierigen Situationen ist er schon mal als Vermittler gefragt – auch zwischen Bewohnern und Angehörigen.

Sinnvoller Beruf

Durch den Zivildienst kam Andreas Eckhardt (61) zur Altenpflege und hing daraufhin sein Lehramt-Studium an den Nagel. „Das erschien mir sinnvoller“, meint er nach 33 Jahren Dienstjahren als Johanneswerker. Ein Praktikum oder ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst (BFD) sind aus seiner Sicht immer ein guter Start in einen sozialen oder pflegerischen Beruf.

Absolvent des Altenhilfe-Fachseminars (damals noch mit einem Jahr Theorie und einem Jahr Praxis),  Altenpfleger, Heimassistent, Leiter eines Altenheims in Herne, dann auch zuständig für die benachbarte Einrichtung – Andreas Eckhardt machte Karriere im Werk.  2003 wurde er zum Geschäftsführer der Region Recklinghausen berufen, die später einen größeren Zuschnitt erhielt.

Vom Altenpfleger bis in die Geschäftsführer-Position – Andreas Eckhardt waren seine ersten Berufsjahre mit direktem Kontakt zu den Bewohnern wichtig. Das Wissen um Arbeitsbedingungen und Anforderungen habe ihm das Verständnis leichter gemacht.  

Jeder Tag ist anders

Ein wichtiges Merkmal seines Berufs fasst Heiko Heinrich (39) kurz und knapp zusammen: „Jeder Tag ist anders“. Als Altenpfleger im Dorothee-Sölle-Haus ist er ganz nah dran, an den Bewohnern.

Seine Ausbildung hat er im Johanneswerk absolviert, drei Jahre eine ausgewogene Kombination zwischen Theorie und Praxis mit einem stattlichen Pensum an Lernstoff durchlaufen. Das Fachseminar für Altenpflege Bielefeld bereitet die Teilnehmer in der Zeit auf das staatliche Examen als Altenpfleger/Altenpflegerin vor. Heiko Heinrich schätzt die Abwechslung seines Berufsalltages und den Reiz, sich darauf einzustellen. Gerade der Umgang mit dementen Menschen hat seine besonderen Anforderungen. Umso mehr freut er sich, wenn Bewohner positiv auf ihn reagieren, wenn Freude und Herzlichkeit mitschwingt. Dass in seinem Metier Teamarbeit wichtig ist, kommt ihm entgegen.

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