Rückblende: Vor 60 Jahren stand das Sennentreffen im Zeichen der Wiedervereinigung

„Lass uns so vereinigt werden“ – Sennetreffen 1955

30.000 Menschen nahmen im September 1955 am Sennetreffen teil, Foto: Bildarchiv Johanneswerk

Im September 1955, stand das Sennetreffen der evangelischen Kirchengemeinden in Bielefeld ganz im Zeichen der Frage, ob eine Wiedervereinigung Ost- und Westdeutschlands möglich sei. Unter dem Motto „Lass uns so vereinigt werden“ sprachen als Hauptredner der damalige Innenminister Dr. Gerhard Schröder und der SPD-Politiker Ludwig Metzger.

Schröder wandte sich gegen Kompromisse und Verhandlungen mit dem Osten Deutschlands. Es sei kein Gebot der Liebe, sich mit den „Männern von Pankow“ an einen Tisch zu setzen, „die 17 Millionen Deutsche in Unfreiheit gefangen halten“. Für Christen gebe es keine Koexistenz mit dem Unrecht, sondern Unrecht müsse klar als Unrecht benannt werden. Metzger unterstrich den Öffentlichkeitsauftrag der Kirche, die viel zu lange rein „spiritualistisch“ ausgerichtet gewesen sei. Das Verhältnis zum Osten thematisierte er offener und betonte besonders die Bedeutung der Gesprächsbereitschaft: „Wir Christen wollen Gott darum bitten, dass die Konferenzen in der Welt zu Gesprächen werden, denn nur dann können Probleme gelöst werden, die noch unlösbar erscheinen.“

Pastor Karl Pawlowski, der Gründer des Ev. Johanneswerks, wies in seinem Schlusswort noch einmal auf die besondere Bedeutung des Ostens für die evangelische Bevölkerung hin: „Wir dürfen die Wiege unseres Reformators Martin Luther und das evangelische Deutschland im Osten nicht aufgeben!“

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