Job, Familie – und ein Pflegefall

Johanneswerk unterzeichnet Charta zur "Vereinbarkeit von Beruf und Pflege"

Mit Unterschrift besiegelt: Georg Oberkötter vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (l.) überreicht Dr. Ingo Habenicht die Charta zur „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ im Beisein der ersten angehenden Pflege-Guides Katharina Jakobsche (M.), Anna Arslan (2. v. r.) und Susanne Backhaus (r.). Foto: Mike-Dennis Müller

Wie soll das gehen? Das fragen sich viele Berufstätige, die sich plötzlich in der Situation wiederfinden, von jetzt auf gleich einen Angehörigen pflegen zu müssen. Das Ev. Johanneswerk setzt sich dafür ein, seine Mitarbeitenden in solchen Fällen stärker zu entlasten. Dafür hat der diakonische Träger jetzt die Charta zur „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ unterzeichnet. Sie ist Teil eines Programms des Landes NRW, bei dem sich Teilnehmende verpflichten, die Pflegefreundlichkeit des eigenen Unternehmens zu verbessern. Im Gegenzug bietet das Programm dem Johanneswerk unter anderem die Möglichkeit, Mitarbeitende als betriebliche Pflege-Lotsen zu qualifizieren.

In NRW pflegen aktuell schätzungsweise 500.000 Erwerbstätige zusätzlich zu ihrem Beruf Verwandte, Partner oder Freunde. Auch im Johanneswerk gebe es immer mehr Menschen, die vor der Herausforderung stünden, berufliches Engagement mit persönlichen Interessen und Pflichten vereinbaren zu müssen, erläutert Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ev. Johanneswerks. „Eine Tatsache, der wir als Arbeitgeber mit rund 7.300 Mitarbeitenden Rechnung tragen wollen“, so Habenicht.  
 

Pflege-Guides als Ansprechpartner

Das Johanneswerk habe es sich zum Ziel gesetzt, ein pflegefreundliches Arbeitsklima zu schaffen und konkrete Hilfsangebote für Mitarbeitende zu entwickeln, die aufgrund der Doppelbelastung Unterstützung benötigen. „Es ist tatsächlich ein Irrglaube, anzunehmen, dass Menschen, die in der Pflege arbeiten, automatisch besser auf den Pflegefall in der eigenen Familie vorbereitet sind“, erklärt Corinna Behrens, die das Beratungswerk Pflege im Johanneswerk leitet. Auch deshalb lässt das Johanneswerk nun mithilfe des Landes-Programms die ersten sogenannten Pflege-Guides ausbilden. Diese Mitarbeitenden verfügen über das nötige Fachwissen, um im Unternehmen als kollegiale Ansprechpartner für pflegende Beschäftigte bereit zu stehen – etwa, wenn sie Fragen haben oder Informationen und Hilfe brauchen. 

„Wir wollen und müssen Vereinbarkeit ermöglichen, weil wir uns dazu im Interesse unserer Mitarbeitenden verpflichtet sehen und weil das angesichts des demografischen Wandels und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen auch verstärkt notwendig ist“, begründet Ingo Habenicht die Entscheidung für die Unterzeichnung der Charta. Nur so lasse sich im Unternehmen eine Grundlage schaffen, um auf Dauer und durch alle Lebensphasen hindurch gut zusammenzuarbeiten. 

Beitrag teilen: