Herne: Gisela Schulte (90) hat sich bewusst für den Einzug ins Altenheim entschieden

"Ich gehöre hierher"

Gisela Schulte hält ein Foto in beiden Händen, dass sie einer Mitarbeiterin des Altenheims zeigt.

Ist angekommen: Gisela Schulte (90) hat sich bewusst für den Einzug ins Eva-von-Tiele-Winckler-Haus entschieden.

Herne. Bettwäsche, eine kleine Fußbank und ein paar persönliche Erinnerungen: Mehr hat Gisela Schulte nicht mitgenommen, als sie in das Eva-von-Tiele-Winckler-Haus in Herne eingezogen ist. Die rustikalen Holzmöbel in ihrem Zimmer stammen noch von der vorherigen Bewohnerin. "Es war gut, dass direkt Möbel da waren", sagt Gisela Schulte.Denn die 90-Jährige ist direkt im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt in die Johanneswerk-Einrichtung gezogen. Den Tipp für das Eva-von-Tiele-Winckler-Haus habe sie von einer Zimmernachbarin im Krankhaus bekommen. Mit Unterstützung des Sozialdienstes war schnell ein Datum für den Einzug gefunden: der 28. Februar 2022. Die Entscheidung, in eine stationäre Alteneinrichtung zu ziehen, hat die 90-Jährige aber schon lange vorher getroffen: "Bereits 2020 lag ich aufgrund einer schweren Corona-Erkrankung längere Zeit im Krankenhaus. Mir war klar, dass ich auf Dauer nicht mehr alleine in meiner Wohnung leben kann." Zwar habe sich ihr Bruder bisher immer um den Einkauf und die wichtigsten Erledigungen gekümmert, "aber irgendwann wäre es eh so gekommen. Ich wollte die Entscheidung selbst treffen, bevor es andere für mich und über meinen Kopf hinweg tun", erklärt die 90-Jährige.
 

ANKOMMEN & EINGEWÖHNEN

Genauso bewusst hat sich Gisela Schulte auch dafür entschieden, kein Mobiliar in ihr neues Zuhause mitzunehmen. "Ich trauere meinen alten Möbeln nicht nach. Diese hier sehen meinen eigenen sehr ähnlich und außerdem sind das eh nur tote Gegenstände", sagt Gisela Schulte schmunzelnd. Beim Räumen ihrer alten Wohnung unterstützt sie ihr Bruder, der auch voll und ganz hinter ihrer Entscheidung steht, in ein Altenheim zu ziehen. "Familie war und ist mir sehr wichtig. Ich telefoniere täglich mit meinem Bruder und drei Mal pro Woche kommt er mich auch besuchen – es ist also alles wie vorher auch."
Was Gisela Schulte beim Ankommen zusätzlich geholfen hat, war die offene und sympathische Art der Mitarbeitenden im Haus. "Alle sind sehr freundlich und zuvorkommend zu mir. Wenn ich eine Frage habe, wird mir sofort weitergeholfen", sagt die 90-Jährige. Zudem treffe sie sich regelmäßig mit ein paar anderen Bewohnerinnen und tausche sich aus. Das bringe Abwechslung in den Alltag und helfe dabei, sich einzuleben. "Es ist mittlerweile so, als gehöre ich einfach hierher", ist Schulte überzeugt.
 

AUSNAHME STATT REGEL

So selbstverständlich wie bei Gisela Schulte läuft der Einzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung nicht bei allen neuen Bewohnerinnen und Bewohnern ab, weiß Sozialdienst-Mitarbeiterin Petra Grobelny: Viele sind bereits desorientiert, erkrankt oder stark pflegebedürftig, wenn sie bei uns einziehen. Die Entscheidung für den Umzug in ein Altenheim wird oftmals von den Angehörigen getroffen und nicht von den Bewohnern selbst.« Ein Verlassen des gewohnten Umfeldes sei beim Umzug eine genau so große Hürde der Verlust der Fähigkeit, eigene Bedürfnisse und Wünsche verständlich zu vermitteln. Fakt ist: Menschen, die sich bewusst und selbst für den Einzug in ein Altenheim entscheiden, leben sich viel schneller im neuen Zuhause ein«, erklärt Petra Grobelny.

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