Johanneswerk-Einrichtung erhält den Namen Wilhelm-Florin-Zentrum

Erinnerung an einen mutigen Protestanten

Versammelten sich vor dem Festakt am neuen Namensschild (v.l.): Jan-Henrich Florin, der Enkel des Namensgebers, Helmut Lütkemeyer, Weggefährte der Florin-Brüder, Michael Frentrup, stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Gütersloh, Bürgermeisterin Maria Unger, Johanneswerk-Vorstand Dr. Bodo de Vries, Dr. Hans-Wilhelm Florin, Gerhard Florin, Prof. Dr. Rolf Wischnath, Hausleiterin Christina Bartelheimer-Pätzold, Dr. Martin Florin, Martina Brune, Leiterin der ambulanten Pflege und Volker Krol, Regionalgeschäftsführer des Johanneswerks.

Angeregt im Gespräch: Gerhard Florin (r.) und Dr. Ulrich Engelen, ehemaliger Leiter des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums. Fotos: Johanneswerk/Christian Weische

Gütersloh (JW).  Das neue Schild ist unübersehbar und damit ein Bekenntnis. Es erinnert an einen Mann, der seine Überzeugung während des Nationalsozialismus als Schulpfarrer am Evangelisch Stiftischen Gymnasium (ESG) deutlich vertreten hat: Wilhelm Florin. Der passende Namenspate für das an der Berliner Straße liegende Altenzentrum, waren sich die Verantwortlichen im Ev. Johanneswerk einig und griffen damit eine Anregung Gütersloher Bürger und Historiker auf.  „Die Familie ist tief bewegt“, betonte Hans-Wilhelm Florin, der zusammen mit seinen Brüdern Martin und Gerhard eigens zum Festakt am Mittwoch angereist war.

Pastor Wilhelm Florin (1894 – 1944) folgte mit 35 Jahren dem Ruf an das ESG. Erst 1937 gab er seine Stellung auf – nachdem er sich zuvor entschieden gegen die menschenverachtende Propaganda des Dritten Reichs  eingesetzt hatte. Bürgermeisterin Maria Unger würdigte ihn als Mann mit einem klaren, protestantischen Bewusstsein:  „Ich freue mich, dass sein Wirken Nachklang findet in dieser Namensgebung.“ Und Johanneswerk-Vorstand Dr. Bodo de Vries schlug in seiner Rede den Bogen in die heutige Zeit. Die Werte, für die auch Wilhelm Florin eingetreten sei, passen gut für einen diakonischen Träger, betont er. Die Weiterentwicklung des Standortes Berliner Straße zu einem Zentrum der Versorgung bedeute, sich mit Altbewährtem neu zu positionieren.

Sohn Hans-Wilhelm Florin, selbst Pastor, wies in seiner Ansprache auf den Leitspruch des ESG hin: Gott allein die Ehre (Soli Deo Gloria).  Dieser möge allen Trost und Hoffnung geben – im Andenken an den Vater, der im aufrechten Glauben der Schule und der Stadt gedient habe. Für die drei Brüder Florin (Hans-Wilhelm, der Pastor; Martin, der Diplomat; Gerhard, der Bergassessor) ist Gütersloh ein Stück Heimat geblieben. Nach dem frühen Tod ihres Mannes zog Karoline Florin von Wuppertal-Barmen, wo Wilhelm Florin kurze Zeit Leiter des Missionsseminars gewesen war, zurück nach Ostwestfalen. Hier wuchsen die Söhne auf, bevor sie dann  im Zuge der Ausbildung Gütersloh verließen.

Die Rückkehr an einen durchaus prägenden Ort ihrer Jugend, brachte nicht nur ernste Momente mit sich. Unter den Gästen, die Hausleiterin  Christina Bartelheimer-Pätzold in das ehemalige Hermann-Geibel-Haus geladen hatten, waren auch Weggefährten der Florin-Brüder, die dieses Wiedersehen genossen. Angeregte Gespräche entwickelten sich unter anderem  mit dem Theologen Prof. Rolf Wischnath, Archivar Stephan Grimm und den Vertretern des ESG: Dr. Ulrich Engelen, ehemaliger, und Friedhelm Rachner, amtierender Schulleiter.

Die Johanneswerk-Gebäude an der Berliner Straße tragen bereits alle den Namen Wilhelm Florins: das Altenheim, das Haus mit den barrierefreien Wohnungen und der Bereich mit den Büros für die Ambulante Pflege und das Regionalbüro. Auch die Bushaltestelle wurde durch den Betreiber der Linie 87, die Bielefelder Verkehrsbetriebe moBiel, umbenannt. Und die kleine Straße, die den hinteren Bereich des Areals erschließt, soll künftig Wilhelm-Florin-Weg heißen. Die Stadt Gütersloh hat dafür bereits die Weichen gestellt.

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