Johanneswerk und pro familia unterzeichnen Kooperationsvereinbarung

Begleitete Elternschaft für Menschen mit Behinderung

Rita Kühn, Geschäftsführerin pro familia NRW und Hans-Jakob Matthes, Regionalgeschäftsführer Behindertenhilfe Wohnen im Johanneswerk, unterschreiben eine Kooperationsvereinbarung zur "Begleiteten Elternschaft". Foto: Ulla Emig

Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung, bürokratische Hürden, dazu jede Menge Vorurteile im Umfeld: Wenn Menschen mit geistiger Behinderung gewollt oder ungewollt Eltern werden, sind sie mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Das Ev. Johanneswerk hilft solchen Paaren oder Alleinerziehenden mit einer „Begleiteten Elternschaft“. Jetzt wird diese Unterstützung ausgebaut: durch eine Kooperation mit pro familia NRW.

In Bochum unterzeichneten Hans-Jakob Matthes, Regionalgeschäftsführer in der Behindertenhilfe Wohnen vom Johanneswerk,  und pro familia-Geschäftsführerin Rita Kühn eine Vereinbarung für die Zusammenarbeit in der Beratung und der Hilfe für Menschen mit Behinderung rund um das Thema Sexualität, Schwangerschaft und Kinderwunsch. „Wir wollen ein Netzwerk aufbauen, uns stärken, qualifizieren und vorbereiten“, erklärt Hans-Jakob Matthes die Beweggründe. Denn: Sexualität und Liebe unter Menschen mit Behinderung werde zunehmend zur gesellschaftlichen Normalität, Wohngemeinschaften  und Paarbildung immer häufiger. Die Trennung von Frauen und Männern, wie noch im Heimalltag der Siebzigerjahre Standard, sei glücklicherweise vorbei. „Die Zahl der Schwangerschaften und der Kinderwunsch nehmen definitiv zu“, erklärt Knut Thedens, der im Johanneswerk das Projekt „Begleitete Elternschaft“ leitet.

Dennoch ist die Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung gesellschaftlich nicht unumstritten. Sorgen um das Kindeswohl oder auch die Angst der Großeltern, neben dem eigenen Kind noch ein Enkelkind versorgen zu müssen, kommen ins Spiel. Andrea Frank, Nadine Kleineicken und Heike Sternemann, die im Johanneswerk an unterschiedlichen Stellen in der Behindertenhilfe arbeiten, kennen die Problematik. „Wir bieten deshalb vielfältige Unterstützung, sei es in Erziehungsfragen, in der Kooperation mit dem Jugendamt oder im Tagesablauf. Wir begleiten die Kindesentwicklung und die Gesundheitsvorsorge“.  Sollte das Kindeswohl gefährdet sein oder Eltern sagen, dass sie den Alltag mit Kind nicht mehr bewältigen können, gebe es alternative Betreuungsmöglichkeiten wie etwa Pflegeelternschaft. 

Hans-Jakob Matthes sieht das Johanneswerk mit der pro familia-Kooperation auf einem guten Weg. Denn: „Das Grundgesetz gilt für alle.“ Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.  „Und wir müssen uns fragen, was können wir tun, um zu helfen.“

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