Ev. Johanneswerk trotzt der Krise

Auf dem Weg zum Integrationsprofi 

Geschäftsführung blickt optimistisch in die Zukunft: Dr. Ingo Habenicht, Dr. Bodo de Vries und Burkhard Bensiek (v. r.)

Geschäftsführung des Johanneswerks blickt optimistisch in die Zukunft: Dr. Ingo Habenicht, Dr. Bodo de Vries und Burkhard Bensiek (v. r.)

Bielefeld. Um sich dem Fachkräftemangel proaktiv entgegenzustellen, entwickelt das Johanneswerk eigene nachhaltige Strategien zur Mitarbeitergewinnung. Dazu gehört auch ein integratives Ausbildungsprojekt, das vom Land NRW gefördert wird: Ende Februar werden 21 junge Türkinnen und Türken aus Ankara nach Ostwestfalen-Lippe kommen, um eine Pflegeausbildung beim diakonischen Träger zu beginnen. Es sind die ersten von insgesamt 180, die bis 2026 folgen sollen und in den Pflegeschulen des Johanneswerks in Bielefeld, Blomberg und Bochum ausgebildet werden.  

„Wir können uns glücklich schätzen, dass wir im Vergleich zu anderen Sozial-Unternehmen aktuell noch nicht so stark von Personalmangel betroffen sind“, erklärte Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ev. Johanneswerks, beim Jahrespressegespräch der Unternehmensgruppe. Das liege zum einen an der Bezahlung – das Johanneswerk gehöre mit seinem Tarif zu den Top-Arbeitgebern im Sozialwesen – aber auch daran, dass man rechtzeitig begonnen habe, sich vorzubereiten. Der große Abgang der „Babyboomer“-Generation stehe allerdings erst noch bevor. „Deshalb müssen jetzt mehr denn je alle Bereiche und Ebenen des Unternehmens mitgedacht und entsprechend unterstützt werden.“ 
 

Frauenförderung und Finanzlage

Dafür fokussiert sich das Johanneswerk auch verstärkt auf die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Im Schnitt sei aktuell jede zweite Leitungsposition im Unternehmen mit einer Frau besetzt. Um diese Zahl noch weiter auszubauen, beteiligt sich der diakonische Träger seit nunmehr zehn Jahren am  Cross Mentoring OWL – einem Programm zur Förderung weiblicher Fach- und Führungskräfte. 

Der Jahresumsatz der Johanneswerk gGmbH  für 2022 beträgt  ca. 340 Millionen Euro  und liegt damit rund 20 Millionen Euro über dem Vorjahr. Dabei konnte in 2022 ein Investitionsvolumen von ca. 30 Millionen Euro realisiert werden.  „Coronabedingt waren die letzten beiden Jahre auch aus wirtschaftlicher Sicht keine einfache Zeit“, betonte Geschäftsführungs-Mitglied Burkhard Bensiek. Er hob jedoch die unbürokratische Unterstützung durch die Corona-Rettungsschirme hervor, die es weiten Teilen der Sozialbranche  möglich gemacht hätten, durch Beantragung der  Unterstützungsgelder einen Großteil der zusätzlichen Kosten zu decken. Im Johanneswerk sei dies letztlich gelungen.  

Größtes Geschäfts- und Arbeitsfeld des Johanneswerks ist der Bereich Altenhilfe. Dort könne man der steigenden Nachfrage nach stationärer und ambulanter Pflege auf Dauer nicht mehr mit den vorhandenen Kapazitäten gerecht werden, betont Dr. Bodo de Vries, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung. „Allein im letzten Jahr haben wir in unserem BeratungsWerk Pflege mehr als 2.000 Anfragen registriert“, so de Vries. Jeder Zweite, der sich auf diesem Weg gemeldet habe, habe sich nach freien Pflegeplätzen erkundigt.   
 

180 Auszubildende bis 2026

Auch deshalb habe man im Johanneswerk begonnen, die eigenen Ausbildungskapazitäten auszuweiten. Neben der Eröffnung einer neuen Pflegeschule in Bochum brachte der diakonische Träger zusammen mit einem Kooperationspartner in Ankara das deutsch-türkische Ausbildungsprojekt an den Start, das den offiziellen Titel „Zukunftswerk Leben und Gesundheit“ trägt.  Alle  türkischen Auszubildenden, die am 1. April in die generalistische Pflegeausbildung starten, haben vorab in ihrer Heimat Deutschkurse besucht und werden auch während ihrer Ausbildung engmaschig begleitet. Doch Ausbildung allein reiche nicht – die jungen Menschen müssten auch abseits der Arbeit gut integriert werden, so Bodo de Vries. „Wir wollen und müssen zu echten Integrationsprofis werden, um diese angehenden Fachkräfte auch halten zu können.“ 

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