Geschäftsführer Ingo Habenicht arbeitet in der Altenpflege

Altenheim statt Chefsessel: Spannender Praxiseinsatz

Geschäftsführer Ingo Habenicht reicht Essen an

Einsatz im Altenheim: Johanneswerk-Geschäftsführer Dr. Ingo Habenicht unterstützte während seines einwöchigen Praktikums die Bewohner auch bei den Mahlzeiten. Fotos: Johanneswerk/Christian Weische.

Bielefeld/Marl (JW). Cecilie Böckenhüser (103) hat noch scharfe Augen: »Für einen Praktikanten sind Sie aber schon ein bisschen alt.« Der so Angesprochene nahm’s schmunzelnd zur Kenntnis und servierte der ältesten Bewohnerin des Philipp-Nicolai-Hauses gekonnt den Mittagsteller.

Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Johanneswerk-Geschäftsführung, tauchte jetzt eine Woche in den Alltag der Alteneinrichtung ein. Half bei der morgendlichen Grundpflege, übernahm hauswirtschaftliche Aufgaben, begleitete immobile Bewohnerinnen bei kleinen Spaziergängen oder zu Freizeitangeboten und  unterstützte bei den Mahlzeiten. »Er hat nach kurzer Zeit sehr selbständig zugepackt,  war schnell vertrauenswürdig und unserem Team eine gute Unterstützung«, attestierte Wohnbereichsleiter Daniel Monno dem Praktikanten eine gute Eignung für die Pflege.

 

Der ganz normale Alltag

Praxis-Einsatz statt Verwaltungs-Alltag – Dr. Habenicht, Chef von 6.700 Mitarbeitenden, legt alle zwei Jahre Jackett und Krawatte ab und wechselt für eine Woche in die Praxis. Dieses Mal ging es in die Altenpflege, das größte Arbeitsfeld des Ev. Johanneswerks mit 33 stationären Einrichtungen und zahlreichen ambulanten Angeboten in ganz Nordrhein-Westfalen.

Dienstbeginn sieben Uhr, das war kein Problem für den überzeugten Frühaufsteher. Assistenz bei sehr persönlichen Verrichtungen wie Waschen, Zähneputzen oder Ankleiden kostete ihn keine Verwindung. Und der von ihm betreute Bewohner war sehr zufrieden damit, ließ sich auch gern rasieren. »Um den ganz normalen Alltag zu erleben, ist schon eine Woche notwendig«, ist Habenicht überzeugt.

 

Kein Blatt vor dem Mund

Die zwölf Bewohnerinnen und Bewohner umfassende  Wohngruppe in Wohnung 8 sorgte zudem für manche kleine Herausforderung, sei es mit ihren individuellen Gewohnheiten oder ihren Bemerkungen. Merke: Wer im Ruhrpott lebt, nimmt kein Blatt vor den Mund und ist in der Regel mit einem trockenen Humor gesegnet. Schnell einen guten Kontakt zu ihnen aufzubauen, war dem Praktikanten im Philipp-Nicolai-Haus ein ganz wichtiges Anliegen. Das gelang schnell, der Chef-Status spielte dabei überhaupt keine Rolle.

Ingo Habenicht selbst nutzte auch die Möglichkeit, viele Eindrücke aus der Praxis zu sammeln und mitzunehmen. Dazu gehört die Beobachtung, wie wichtig es ist, Zeit für Bewohner zu haben und auf ihre individuellen Bedürfnisse mit Geduld eingehen zu können. Faszinierend war für ihn, wie unterschiedlich die Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Eigenheiten und Charakterzügen sind. Und sehr eindrücklich für den Johanneswerk-Geschäftsführer war die Begegnung mit Sterben und Tod gleich zu Beginn seines Einsatzes in Marl.

»Das Wissen um vieles, um Vorschriften, um Zusammenhänge, ist das eine. Das Erleben in der Praxis eröffnet noch einen anderen Blick darauf.« Sehr spannend sei seine Woche gewesen, betont Habenicht in seinem Resümee.  Um dann anzufügen, dass man für ein Praktikum eigentlich nie zu alt sein könne.

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