Lisa Oberberg hält trotz Behinderung und Krebs an ihrer Eigenständigkeit fest

Mutiger Kampf um Selbstbestimmung

Lisa Oberberg (links) und ihre Bezugsbetreuerin Svea Hielscher setzen sich gemeinsam mit der Anti-Krebsernährung auseinander.

Gesunde und zum Teil auch exotische Zutaten stehen seit der Krebs-Diagnose auf dem Essensplan.

Yoga und Nordic Walking helfen Lisa Oberberg dabei, ihren Alltag zu strukturieren und die Krankheit zu verarbeiten. Fotos: Ulla Emig

Bochum (JW). Wenn Frauen die Diagnose Brustkrebs trifft, ist dies immer ein Schock. Ängste um Operationen, Chemotherapien und eine ungewisse Zukunft bestimmen dann das Denken. Das war bei Lisa Oberberg im Mai 2016 nicht anders. Bei der 29-Jährigen kam damals aber noch eine ganz andere Sorge hinzu: der mögliche Verlust ihrer Selbstbestimmung. Denn die junge Frau, die seit 2012 in einer Wohngemeinschaft in den Bochumer Claudiushöfen lebt, hat eine leichte geistige Beeinträchtigung und wird vom Johanneswerk Wohnverbund Bochum-Herne ambulant betreut.

„Als wir von der Erkrankung erfuhren“, erzählt Svea Hielscher, Heilpädagogin und Bezugsbetreuerin, „waren wir anfangs nicht sicher, ob Lisa weiterhin in der WG wohnen kann.“ Die junge Frau leidet unter einer besonders aggressiven Krebsform, Chemotherapien mit gehörigen Nebenwirkungen standen deshalb auf dem Plan. Zudem hat Lisa einen angeborenen Herzfehler, der die Behandlung noch belastender und riskanter für ihren Körper machte. Deshalb machte Lisas Familie ihr seinerzeit auch das Angebot, nach Hause zurückzukehren.

Für Lisa Oberberg war der Rückzug ins Elternhaus aber auch in dieser schweren Zeit keine Option: „Das wollte ich auf gar keinen Fall“, sagt sie resolut. Obwohl sie viel Unterstützung von ihrer Familie bekommt, wollte sie ihre Selbstständigkeit nie aufgeben. „Das hier ist mein Zuhause“, erklärt sie mit Blick auf ihre WG. Ihr einziger Kompromiss: Nach den ersten von insgesamt 16 Chemotherapien blieb sie jeweils für eine Nacht bei ihrer Familie. Auch Svea Hielscher fiel damals ein Stein vom Herzen: „Wir hätten eine derartige nächtliche Überwachung in der WG nicht leisten können.“

Yoga und gesunde Ernährung

Neu organisiert werden musste auch der Alltag von Lisa. Ihrer geregelten Arbeit als Landschaftsgärtnerin in den Altenbochumer Werkstätten konnte sie nicht mehr nachgehen. Plötzlich war sie viel allein zu Hause. „Ich musste Hobbies finden.“ Mit Hilfe von Svea Hielscher fand sie zum Yoga. Die meditativen Übungen sollen ihr auch bei der Krankheitsbewältigung helfen. Ebenso das Nordic Walking. Gemeinsam trainieren die beiden jetzt sogar für den Lauf ‚Aktiv gegen Brustkrebs‘.

Am schwierigsten war für Lisa die Ernährungs-Umstellung: Sie soll möglichst auf Zucker und schlechte Fette verzichten. Obst, Gemüse und Vollwertküche sind die Grundlage der Anti-Krebsernährung. Für Lisa Oberberg eine Herausforderung: Sie war ihr tägliches Kantinenessen und wie viele Berufstätige auch mal eine Tiefkühlpizza gewohnt. Nun hilft ihr ein spezielles Kochbuch – dessen Rezepte aber oft auf eher exotischen Zutaten wie Einkorn-Vollkornmehl oder Dinkelkorn basieren. „Wir gehen mittlerweile in einem Biomarkt einkaufen und kochen dann gemeinsam“, so Svea Hielscher.

Um die intensivere Betreuung realisieren zu können, erwirkte die Heilpädagogin eine Verdopplung der Fachleistungsstunden. „So klappt es ganz gut“, freuen sich die beiden. Weniger schön ist ihre Erfahrung, dass es für Menschen in Lisas Situation so wenig Informationen und spezielle Angebote gibt. „Ich war zwar in einer Selbsthilfegruppe, aber die meisten dort sind ja viel älter als ich.“ Eine Freundin und Leidensgenossin dort zu finden, sei unmöglich. Auch Literatur über Menschen mit Beeinträchtigung und Krebs gebe es kaum, so Svea Hielscher. Positiv hingegen sei die Erfahrung mit den Mitbewohnern und Klienten des Johanneswerks. „Für sie ist Lisa immer noch einfach Lisa, ob nun mit Haaren oder Perücke.“

Ein Schlüssel für mich. Selbstbestimmt leben.
Mit seinem aktuellen Spendenprojekt setzt sich das Johanneswerk dafür ein, Menschen mit Behinderung intensiv auf ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmung zu begleiten. Eine unterfahrbare Küche zum Beispiel oder ein spezielles Betreuungsangebot können dabei einen großen Unterschied machen. Helfen Sie uns mit Ihrer Spende.
Spendenkonto: 
IBAN: DE09 4805 0161 0066 0126 00
Stichwort: Schlüsselprojekt Bochum

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