Helga Mößner ist 94 Jahre alt und lebt im Amalie-Sieveking-Haus in Gelsenkirchen.

Die Kreative

Helga Mößner ist 94 Jahre alt und lebt im Amalie-Sieveking-Haus in Gelsenkirchen. Foto: Mike-Dennis Müller

Helga Mößner ist 94 Jahre alt und lebt im Amalie-Sieveking-Haus in Gelsenkirchen. Foto: Mike-Dennis Müller

Freiwillig wäre sie nicht in eine Pflegeeinrichtung gegangen, sagt Helga Mößner. Doch dann sei dieser Unfall passiert. Sie stürzte im Garten ihres Sohnes. Es folgte ein langer Krankenhausaufenthalt und ein Rollstuhl. Als der anfängliche Schock überstanden war, rappelte sie sich auf und begann zu trainieren. Heute kann die 94-Jährige wieder selbstständig gehen. Viel Willenskraft habe dazu gehört - und auch ein wenig Pragmatismus, dass das Leben mit der Unterstützung im Amalie-Sieveking-Haus gerade ganz gut passt. Seit mittlerweile fünf Jahren lebt die gebürtige Essenerin nun schon in der Einrichtung. Ihr Zimmer hat sie liebevoll gestaltet. In einer Ecke steht zum Beispiel ein großer Strauch mit kleinen Vögeln aus Papier daran.
 

Für jeden Bewohner eine Überraschung

„Gebastelt und genäht habe ich immer schon gerne. Ostern 2020, mitten im Lockdown, haben wir hier im Kreativangebot gezeigt bekommen, wie man die Vögelchen faltet. Und dann war’s wie ein Virus. Über 80 Stück habe ich gemacht und fast jedem Bewohner hier eins mit einer kleinen Osterüberraschung geschenkt. Auch den großen Strauch am Haupteingang haben wir mit den Falttieren geschmückt. Eine Besucherin hat sogar gefragt, ob man die kaufen kann. Ich habe ihr dann gezeigt, wie man die Vögelchen macht. Aber gefreut über das, was ich da geschafft habe, habe ich mich.“ 
 

Neuer Text für das Hauslied

Aktuell schreibt Helga Mößner einen neuen Text für das Hauslied des Amalie-Sieveking-Hauses. In den alten Versen sei beispielsweise noch von Bäumen, die vor dem Haus stehen, die Rede. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurden sie abgeholzt, nun passen die Strophen nicht mehr. Darüber hinaus bringt sich Mößner aber auch im Bewohnerbeirat ein. Nicht mal zwei Jahre lebte sie im Amalie-Sieveking-Haus, da wurde sie  hineingewählt. 
 

"Wenn uns was nicht passt, machen wir den Mund auf"

„Wir haben dort schon viel bewegt. Aber auf eine Sache bin ich besonders stolz: Vor einigen Jahren haben wir Bewohner Brötchen bekommen, die uns nicht geschmeckt haben. Uns wurde gesagt, dass uns kein Bäcker beliefern würde. Also bin ich selbst losgezogen: Zu dem Bäcker um die Ecke und habe nach-gefragt, ob da nicht was möglich sei. Das hat dann auch geklappt. Ich mache das für alle Bewohner. Wenn uns was nicht passt, muss man auch den Mund aufmachen.“ 

Bis zu ihrer Heirat im Jahr 1956 hatte Helga Mößner als Erzieherin gearbeitet. Dann war sie Hausfrau und Mutter und kümmerte sie um die beiden Söhne, die ihr Mann mit in die Ehe gebracht hatte. Doch das reichte ihr nicht. Deshalb begann sie noch eine Ausbildung bei einer Versicherungsgesellschaft, wo sie 21 Jahre lang in Teilzeit arbeitete. 

„Zum 40. Hochzeitstag habe ich meinem Mann eine Kreuzfahrt geschenkt. Die konnte ich selbst bezahlen, weil ich immer gearbeitet hatte. Ich bin heimlich losgezogen und habe die Reise gebucht. Es ging über den Indischen Ozean - Sri Lanka, die Seychellen, Mauritius, Madagaskar. Das war wunderschön. Ich bin immer viel gereist, aber das war die schönste Reise.“ 
 

Beitrag teilen: