Hugo Lettmann, 70 Jahre, Haus Regenbogen in Recklinghausen

Der Fußballfan

Hugo Lettmann ist 69 Jahre alt und lebt im Haus Regenbogen in Recklinghausen. Foto: Mike-Dennis Müller

Hugo Lettmann ist 69 Jahre alt und lebt im Haus Regenbogen in Recklinghausen. Foto: Mike-Dennis Müller

Die blau-weiße Fahne seines Lieblingsvereins trägt Hugo Lettmann stolz vor der Brust. Mit Begeisterung erinnert er sich an seinen ersten Stadionbesuch, als er zusammen mit einigen Bewohnern aus der Einrich-tung auf Schalke war. Ein tolles Erlebnis sei das gewesen. Daumen gedrückt halten und gemeinsam die Mannschaft anfeuern, das funktioniere vor allem im Stadion richtig gut, findet Lettmann. Begeht jemand ein Foul, feuert er schon mal eine Schimpftirade ab. Normalerweise überwiegt für den 70-Jährigen aber der Spaß am Spiel. Er bleibt seinem Verein treu – trotz allem. Die Treue geschworen hat er aber auch seiner Freundin Annette. Sie tragen Freundschaftsringe, die zeigen sollen, dass die beiden zusammengehören. 
 

"Streit gehört wohl dazu"

„Ich habe Annette hier im Haus Regenbogen gesehen und dann hat es sofort gefunkt. Als wir einige Zeit zusammen waren, konnten wir zunächst in eine eigene Wohnung in einer Außenwohngruppe zusam-menziehen. Doch als wir hörten, dass hier im Haus Regenbogen wieder etwas frei wird, haben wir uns entschieden, wieder herzuziehen. Das Zusammenleben klappt ganz gut. Um den Haushalt müssen wir uns beide kümmern. Manchmal gibt es auch Streit, aber das gehört wohl dazu.“
 

Damals hatten Hausväter das Sagen

Im Johanneswerk lebt Hugo Lettmann aufgrund seiner geistigen Beeinträchtigung schon seit den 1960er Jahren. Damals gab es noch Hausväter, die das Sagen hatten. Das sei nicht immer schön gewesen, manchmal wären diese Männer auch ganz schön streng gewesen, erinnert er sich. Als stressig habe er es auch empfunden, mit  so vielen Kindern und Jugendlichen in einem Zimmer zu leben. Das sei heute besser. Mit der eigenen kleinen Wohnung unter dem Dach und vielen Betreuern, die alle nett seien.

Bevor er in Rente ging, hat Hugo Lettmann oft in hauswirtschaftlichen Diensten der jeweiligen Einrichtungen gearbeitet: im Haus, in der Küche oder draußen. Auch mal in einer Wäscherei, das sei besonders anstrengend gewesen. Heute fährt er an fünf Tagen in der Woche in eine Seniorenbetreuung, wo er verschiedene Freizeitangebote wahrnimmt.
 

"Wir haben unseren eigenen Stammtisch"

„Das ist gut. Aber ich mag es auch, zu Hause zu sein. Füße hochlegen, abschalten und Fernsehen schauen - am liebsten lustige Sachen. Oder hier im Haus mit den anderen grillen und alkoholfreies Bier trinken. Manchmal machen unsere Betreuer auch Ausflüge mit uns. Mal waren wir im Kino, mal gab es Currywurst und Pommes. Wir haben so etwas wie einen eigenen Stammtisch und gucken dann spontan, wo es für uns hingeht. Das mag ich.“
 

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